Editorial

Liebe Abonnent*innen des Newsletters,

wann sind eigentlich Superlative angebracht?

Am 23. Mai hat der südafrikanische Präsident öffentlich verkündet, dass der Lockdown von Level 4 auf Level 3 abgemildert wird. Die zurückliegenden zwei Monate des „härtesten Lockdowns der Welt“ haben Südafrika, das Land mit der größten Ungleichheit in der Einkommensverteilung der Welt, auf eine harte Probe gestellt. Und eine gute Woche vor dem Ablauf von Level 4, veröffentlichte das südafrikanische Verteidigungsministerium ein Richtlinienpapier, in dem es nochmal aufgeschrieben hat, dass Soldaten Menschen nicht einfach so erschießen dürfen.

Elf Menschen sind in den vergangenen zwei Monaten von Polizisten und auch Soldaten durch Corona-Schutzmaßnahmen getötet worden.

Während die Erleichterung über gelockerte Maßnahmen und mehr Bewegungsfreiheiten spürbar ist, nehmen zugleich Befürchtungen zu, dass die Verbreitung von Covid-19 sich nun beschleunigen wird. Es ist damit zu rechnen, dass sehr viele Menschen, Minenarbeiter*innen eingeschlossen, sich in Bewegung setzen werden, um zurück an die Arbeit zu gehen oder nach Jobs zu suchen – ohne dass wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz getroffen werden können.

Wir haben erneut einen kleinen Überblick dazu erstellt und teilen ein einige Überlegungen zu Communities, die vom Bergbau betroffenen sind, zu sozialer Gerechtigkeit und Perspektiven internationaler Solidarität. Bischof Johannes Seoka, hat einen Text über Regierungsversagen geschrieben, Maren Grimm über die Permanente Krisenfunktion der informellen Minensiedlungen, Boniface Mabanza betrachtet Corona als Chance für Neue Wege und Simone Knapp gibt einen Einblick in aktuelle Debatten zu Grundeinkommen und soziale Sicherheit.

In der kommenden Ausgabe, die kurz vor der virtuellen Aktionärsversammlung von BASF (dem weltführenden Aufkäufer von Platin und weltgrößten Chemiekonzern) am 18. Juni erscheinen soll, wollen wir einen nachdenklichen Blick auf kritische Aktionär*innenarbeit und Unternehmens-Dialoge werfen. Wir nehmen zum sechsten Mal mit einer (virtuellen) Delegation aus Südafrika teil und informieren in einem Webinar darüber, warum wir das tun.

Ein letzter Satz, diesmal mit einem Komparativ: „Tatsächlich ist es viel effektiver aus so vielen verschiedenen Richtungen wie möglich Steine ​​zu werfen, als mit ihnen (den Konzernen) zusammenzuarbeiten.“ (Bisher unveröffentlichtes Zitat einer befreundeten Forscherin)

Ja, aber …

Mit allerbesten Grüßen!

Maren Grimm
Kampagne Plough Back the Fruits