Covid-19: Geld oder Leben

Von Bischof Jo Seoka

Es gibt zahlreiche Erkenntnisse, die wir aus der Corona-Pandemie gezogen haben. Der Lockdown von Covid-19 hat einige von uns gelehrt, dass die Menschen Geld dem Leben vorziehen würden. Die Lockerung des Lockdowns, vor allem in der Industrie wie etwa im Bergbau, hat bestätigt, was der amerikanische Industrielle Paul Getty einmal gesagt hat: „Die Demütigen werden die Erde erben, aber nicht ihre Bodenschätze.“

Bergleute oder andere Fabrikarbeiter schuften hart, aber sterben arm, während diejenigen, welche die Produktionsmittel besitzen, keine Gelegenheit auslassen, Geld anhäufen.

Die Zahl der Todesfälle infolge von Covid-19 hat nachweisbar zugenommen, seit die Minen wieder öffnen und die Arbeiter zurückzuholen durften. So musste beispielsweise die Impala-Platinmine Marula in Limpopo vorübergehend geschlossen werden, da 19 ihrer Arbeiter positiv getestet wurden. Und in der Nordwest-Provinz bestätigte Sibanye-Stillwater, dass unter den getesteten Personen 51 positiv seien. Auch AngloGold Ashanti bestätigte 164 Fälle, die zur Einstellung des Betriebs in Mponeng, eine der größten Goldminen des Landes, führten. Diese Zahlen schließen kleine Minen und natürlich die Zama-Zama-Aktivitäten nicht ein (Die meist selbständigen Zama-Zama-Minenarbeiter*innen sind durch Armut und Arbeitslosigkeit dazu gezwungen, ihr Leben zu riskieren, um unregulierten Kleinst-Bergbau in gefährlichen und verlassenen Minenschächten zu betreiben und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, Anm. d. Übers.).

All diese Todesfälle ereignen sich trotz der Berichte, dass strenge und umfassende Screening-, Test-, Rückverfolgungs- und Schutzmaßnahmen wie häufiges Händewaschen, Desinfizieren und soziale Distanzierung eingeführt wurden. Natürlich haben sich symptomfreien Minenarbeiter anschließend infiziert.

Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass sehr wenig über Quarantäne der positiv getesteten Minenarbeiter gesprochen wird, sondern von Isolation. Man hätte gedacht, dass zurückkehrende Arbeiter vor Arbeitsbeginn zunächst unter Quarantäne gestellt werden.

Die Minenregionen scheinen sich also langsam zu den Epizentren von Covid-19 zu entwickeln, die, um der Rettung von Leben willen, genau zu beobachten sein werden. Geld wird immer da sein, aber ein Leben wird nur einmal gelebt.

Dasselbe gilt auch für die Wiedereröffnung von Schulen und Kirchen. Das könnte sich als ein großer Fehler herausstellen, der später bedauert werden wird. Die Öffnung sollten sorgfältig durchdacht und klug ausgeführt werden, sonst wird unsere Jugend ohne Grund geopfert werden, nur weil wir politisch korrekt sein wollen.

Schulen und Kirchen sollten ohne Eile erst dann wiedereröffnet werden, wenn alle Maßnahmen zur Verhinderung und/oder Minimierung von Infektionen getroffen worden sind. Auch wenn bisher nicht nachgewiesen ist, dass Schulen die Ausbreitung von Covid-19 begünstigen, gibt es konkrete Beweise dafür, dass die Kirchen die riskantesten Verbreitungsorte für das Virus sind. Berichten aus Amerika, Europa, Asien und auch Afrika zufolge sind diejenigen, die ihre Kirchen nicht geschlossen haben, mit ihren Pastoren gestorben.

Ironischerweise hat Präsident Ramaphosa, kurz nachdem der südafrikanische Kirchenrat SACC die Regierung um finanzielle Unterstützung gebeten hatte, rasch reagiert und den Kirchen die Erlaubnis erteilt, im Level 3 des Lockdowns wieder Gottesdienste zu feiern.

Die Gier zeigte ihr hässliches Gesicht, als Geistliche, Propheten und Erzbischöfe für „transformatorische“ Dienste warben. Sie boten gesalbtes Desinfektionsmittel für 800 Rand (42 Euro), heilige Masken für 300 Rand (15,90 Euro) und Quarantänedecken für 100 Rand (5,30 Euro) an. Lag hier der Wunsch zugrunde, Gott anzubeten, oder reiner Geldmangel?

Kirchen, auch wenn sie knapp bei Kasse sind, müssen ansonsten unabhängig bleiben. Denn sonst gilt das Sprichwort: „Wer die Pfeife bezahlt, gibt den Ton an“. Moral und Prinzipien dürfen nicht für Geld aufs Spiel gesetzt werden, sonst verliert die Kirche ihre Autorität. Wir wollen, dass die Kirche das Gewissen des Volkes bleibt.

Es ist zu beobachten, dass nicht viel darüber gesprochen wird, wie faire Bedingungen im ganzen Land geschaffen werden können, um die Ungleichheitslücke zu schließen: zwischen städtischen und ländlichen sowie zwischen begünstigten und benachteiligten Gemeinschaften.

Aus den Minengemeinden hätten einige Lehren gezogen werden müssen, um eine weitere Verbreitung des Coronavirus unter Schüler*innen und Gemeindemitgliedern zu verhindern. Wären die Vorbereitungen entschlossener durchgeführt und einfache und klare Botschaften vermittelt worden, hätten sich widersprüchliche und verwirrende Botschaften aus verschiedenen Ministerien in Grenzen gehalten.

Deshalb muss die Lockerung behutsam umgesetzt und so Leben gerettet werden, anstatt dem Geld hinterherzulaufen. Glücklich innerhalb seiner eigenen Möglichkeiten zu leben ist Glückseligkeit, hingegen ist die Liebe zum Geld die Wurzel allen Übels.

Entscheiden wir uns also für das Leben statt für den Tod. Gläubige müssen ihrem Gewissen folgen und dürfen sich nicht von falschen Propheten in die Irre führen lassen.

Zuerst hier am 4. Juni 2020 veröffentlicht