COVID-19 offenbart das Versagen der Regierung im Umgang mit den ärmsten Bevölkerungsgruppen

Von Bischof Johannes Seoka

Wieder einmal befindet sich Südafrika in einer Sackgasse, was den Umgang mit von Armut betroffenen Menschen angeht – dieses Mal aufgrund der Auswirkungen von COVID-19.

Wir erleben derzeit nicht nur die mangelhafte Führung bei den Strafverfolgungsbehörden, sondern auch anhaltendes Chaos bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser in Gebieten, die seit Beginn unserer Demokratie 1994 keine infrastrukturelle Grundversorgung erhalten haben.  Bilder von Warteschlangen, die es in dieser Länge selbst während der Apartheid nicht gegeben hat, sind jetzt von Kapstadt im Western Cape bis nach Beit Bridge in Limpopo zu sehen. Die Armen, insbesondere die Schwächsten, die Älteren und Menschen mit Behinderung, müssen draußen in der Kälte Schlange stehen, um ihre Sozialleistungen ausgezahlt zu bekommen. Dies hätte mittels direkter Zahlungen auf die Konten der Empfänger*innen vermieden werden können, um insbesondere ältere Menschen nicht einer so unwürdigen und demütigenden Situation auszusetzen. Vorschläge, anstelle von Lebensmittelpaketen Gutscheine auszugeben, wurden nicht umgesetzt. Auch das wäre eine Möglichkeit, den Menschen respektvoller zu begegnen.

Diese chaotischen Zustände hätte schon längst beseitigt werden müssen, aber es scheint am politischen Willen zu mangeln, den Armen die Würde zu geben, die sie als Menschen und Bürger*innen verdienen. Erst gestern sahen wir Bilder aus dem Eastern Cape, auf denen Menschen und Autos sich fast stapelten, die entweder für Kindergeld oder Rentenzahlungen anstehen mussten. Einige bekamen von den Beamten doppelte Geldbeträge ausgezahlt, während andere kein Geld erhielten. Nun wurden diejenigen, denen zu viel gezahlt worden war, aufgefordert, das fälschlicherweise gezahlte Geld zurückzugeben. All das offenbart die Ineffizienz unserer Regierungsbeamten, wenn es darum geht, den Bürger*innen zu dienen – den Wähler*innen, die sie zu diesem Zweck gewählt haben. Ich hoffe, dass die Menschen bei unseren nächsten Wahlen im Jahr 2024 mit dem Kopf und nicht mit dem Herzen wählen werden.

Ungeachtet dessen ist die Frage des Arbeitslosenversicherungsfonds (UIF) nach wie vor ungelöst. 10 Millionen Arbeitslosen zuzüglich all derer, deren Anträge noch auf Bearbeitung warten, sind nach wie vor dem Hungertod ausgesetzt. Das Gleiche gilt für potenzielle Empfänger*innen des Sozialhilfezuschusses von 350 Rand (ca. 18 Euro), den die Regierung für diejenigen eingerichtet hat, die keine UIF-Zuschüsse beantragen können. Die Registrierung, sowohl über Mobiltelefonnummern als auch über E-Mail-Adressen, funktioniert nicht richtig. Infolgedessen konnte sich bisher niemand registrieren, auch wenn die Verteilung des Fonds am 15. Mai begann.

All dies trägt dazu bei, dass zahlreiche Menschen ohne Nahrung sind, zum Beispiel auch die Kinder, die unter normalen Umständen in der Schule zu essen bekämen. Die undokumentierten Geflüchteten im Land werden bei der Verteilung der Nahrungsmittel gar nicht berücksichtigt und dürfen währenddessen nicht arbeiten. Die Wahrheit wird wohl sein, dass viele Menschen in Südafrika nicht an COVID-19 sterben, sondern verhungern werden. Ich weiß das, weil etliche Menschen an meiner Tür klingelten und um Essen baten, weil sie vor Hunger zu sterben drohten – es ist wahr.

Trotz dieses Elends wurden in acht Provinzen ANC-Ratsmitglieder beim Diebstahl von Lebensmittelpaketen erwischt, die den Ärmsten der Armen gegeben werden sollen. Gegen sie wurden nicht ermittelt. Es wurden bereits drei Todesfälle von Rentner*innen gemeldet, die in Hammarsdale – KZN, Pimville – Soweto und Jakes Gerwel Drive in Kapstadt starben, während sie auf ihre Rente warteten.

Schon ein solcher Todesfall ist zu viel, und das muss aufhören. Die Regierung muss aufhören zu reden und Leben retten, anstatt laut darüber nachzudenken wie und mit welchen Mitteln die Wirtschaft zu retten wäre. In diesen beispiellosen Zeiten brauchen wir eine entschlossene Führung.