Bench Marks Foundation kritisiert Teilöffnung von Minen in Südafrika

von John Capel, geschäftsführender Direktor der Bench Marks Foundation

Die Bench Marks Foundation ist zunehmend beunruhigt darüber, dass der Minister für Bodenschätze und Energie zusammen mit der Bergbauindustrie eine Art Vereinbarung getroffen hat, wonach die Bergwerke zu 50 Prozent in Betrieb genommen werden. Welche Auswirkungen hat dies im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus Covid-19 und seiner Verbreitung?

Präsident Cyril Ramaphosa fordert einen Lockdown, um weitere Infektionen zu verhindern, insbesondere bei armen und gefährdeten Gruppen. Minenarbeiter müssen eine der meist gefährdeten Gruppen im Land sein.

Gefährdet wegen ihrer  Arbeits- und Lebensbedingungen, dichtgedrängt in Armut. Minenarbeiter erhielten kürzlich eine Entschädigung für Staublungekrankheiten (Silikose), eine Lungeninfektion, die zu einer chronischen Lungenerkrankung führt.

Nun scheint es, dass sie von der tödlichen Krankheit des neuen Coronavirus nicht verschont bleiben und es in die ihre Gemeinden zurücktragen werden. Es handelt sich dabei um eine Atemwegserkrankung, die das Potenzial hat, Tausende von Minenarbeitern und die umliegenden Gemeinden zu befallen. Sie sind am meisten gefährdet.

Viele aktive Minenarbeiter erhalten keinen angemessenen Gesundheitsschutz; sie fahren kilometerweit ins Erdinnere in überfüllten Aufzügen hinunter, um die Bodenschätze abzubauen, um in dicht gedrängten Teams in sehr heißen Temperaturen zu arbeiten.

Nur am Abend wieder in die Kälte hinauszugehen, um in ihren engen Blechhütten der informellen Siedlungen zurückzukehren. Es mangelt an Zugängen zu Wasser und Elektrizität sowie an einer ordnungsgemäßen Abwasserentsorgung.

Dies ist ein Rezept für eine Katastrophe und kann nur ein Ergebnis haben – die grassierende Ausbreitung von Covid-19, nicht nur unter den Minenarbeitern, sondern auch in den Bergbaugemeinden. Wegen der Wanderarbeit bei den Minen werden diese Arbeiter vom Ostkap, von Mosambik und Lesotho zurückreisen müssen und als Träger von Covid werden, so wie sich auch die HIV/Aids-Pandemie ausbreitete.

Ist es möglich, ausreichend körperlichen Abstand, angemessene Schutzkleidung, Vollgesichtsmasken zu haben? Nun, die Bench Marks Foundation denkt das nicht.

Was wir voraussehen, ist die Ausbreitung der Infektion in Gebieten wie dem Nordwesten und Limpopo, in Gebieten mit wenig medizinischen Einrichtungen, schwachen Provinz- und Lokalregierungen und vielen infizierten Menschen. Dies könnte die Infektionsrate um Zehntausende von Menschen in die Höhe treiben, und die Regierung wird nicht in der Lage sein, dies zu bewältigen.

Stattdessen hätten wir von der Industrie eine bessere Reaktion erwartet, wie z.B. die Öffnung ihrer Kliniken für Gemeindemitglieder und den Ausbau medizinischer Expertise in ihren Gebieten – also ihre soziale Verantwortung auf die umliegenden Gemeinden auszudehnen. Das hätte viel über die soziale Verantwortung der Industrie ausgesagt.

Stattdessen gibt die Industrie dazu bloß Lippenbekenntnisse ab. Wir haben eine der größten Bedrohungen der Menschheit, und die Antwort der Bergbauindustrie ist, wegzuschauen. Das sagt uns viel über die Branche.

Leben spielen keine Rolle, nur die Produktion, auch wenn die Welt brennt. Das ist wie das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, ohne auf die Wissenschaftler zu hören.

Man sagt uns, ertragt den Schmerz jetzt, anstatt später mit noch mehr Schmerz und Leid zu bezahlen. Stoppt die Krankheit in ihrer Ausbreitung. Aber die Industrie widersetzt sich diesem Trend. Warum? Weil das Leben von Schwarzen keine Rolle spielt?

Wir können verstehen, dass in der Branche bestimmte wesentliche Dienstleistungen benötigt werden, um die Instandhaltung zu gewährleisten und die Zukunft der Branche zu sichern.

Warum sind die Diamanten des Unternehmens De Beers eine wesentliche Dienstleistung, und wie passt Platin dazu, insbesondere angesichts des Überangebots auf den Weltmärkten und des Nachfragerückgangs nach diesen Rohstoffen weltweit, da die Weltwirtschaft ins Stocken gerät?

Rustenburg ist bereits das Epizentrum des Virus in der Nordwestprovinz, und die Reaktion der Industrie wird dies vorantreiben. Wir können hingegen die Notwendigkeit der Außnahme für den Kohleabbau verstehen, damit die Lichter nicht ausgehen.

Wir können nur zu einer Schlussfolgerung kommen, und zwar, dass es der Bergbauindustrie egal ist. Es geht nur um den Profit.

Dann müssen wir uns fragen, warum dieses ganze Gerede über den Stakeholder-Kapitalismus, bei dem alle Interessensgruppen in die strategischen Ziele der Unternehmen einbezogen werden sollen?  Dies ist nur eine List, um vorgeben zu können, Gutes zu tun.

Diese These wird durch die Untersuchungen der Bench Marks Foundation wie der Studienreihe Policy Gap gestützt, die uns sagt, dass die Bergbauindustrie einer der schlechtesten Sektoren ist, wenn es um soziale Verantwortung geht.

Die Taten der Industrie sind lauter als ihre Worte, und diese Taten, die Produktion wieder hochzufahren, sagen die Wahrheit über die Bergbauindustrie.

Sie spricht von sozialer Verantwortung, handelt aber nicht entsprechend. Die meisten der Berbau-Konzerne sind Unterzeichner der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs).

Wobei die Staaten die Menschenrechte schützen sollen, die Unternehmen die Menschenrechte zu respektieren haben und es Zugang zu Rechtsmitteln bei Menschenrechtsverletzungen geben muss.

Wir fordern die Unternehmen Anglo-American, Impala Platinum und Sibanye-Stillwater auf, das Richtige zu tun und zur Eindämmung der Ausbreitung von Covid-19 beizutragen. Halten Sie sich an die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Das Ministerium für Bodenschätze und Energie sollte die Menschenrechte von Arbeitern und Bergbaugemeinden schützen, wobei die Industrie die Menschenrechte von beiden respektieren sollte.

Die Industrie kann diese Krankheit weit und breit verbreiten. Die Maßnahme, dass 50 Prozent der Arbeiter wieder arbeiten, kann nur zu einer unvorstellbaren Ausbreitung der Krankheit führen.

Zuerst erschienen am 17. April 2020 auf IOL