Das Grundeinkommen (BIG) und seine möglichen Auswirkungen auf Marikana

von Simone Knapp, Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika KASA

Weltweit ist das Grundeinkommen wieder im Gespräch, sei es als Notsicherung für eine kurze Zeit oder als langfristige Absicherung für die gesamte Bevölkerung. Die Entwicklungsagentur der Vereinten Nationen UNDP etwa schlägt in ihrem jüngst veröffentlichten Bericht ein zeitlich begrenztes Grundeinkommen für Arme zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vor. Was würde die Einführung eines universellen, bedingungslosen Grundeinkommens etwa für die Communities in den Minenregionen, für die Minenarbeiter*innen und ihre Familien bedeuten?

Ein BIG würde tatsächlich den Reichtum des Landes neu verteilen, würde besonders denen einen Anteil an den Früchten gewähren, die historisch den Zugang dazu durch Kolonialismus, Landenteignung, Apartheid, das kapitalistische Wirtschaftssystem und dem anhaltenden Rassismus verloren haben. Gleichzeitig wären Familien nicht mehr so stark abhängig von einem einzelnen Gehalt des „bread winners“. Gerade im Wanderarbeitssystem, das immer noch intakt ist, um Minenarbeiter aus entlegenen ländlichen Gegenden Südafrikas oder angrenzenden Ländern zu rekrutieren, könnten die zurückbleibenden Familien überleben und wären nicht auf die Überweisungen der Arbeiter aus den Minenregionen angewiesen. Junge Menschen hätten die Chance, anstatt in die Bergmannsstiefel ihrer Eltern zu schlüpfen, sich eine Ausbildung leisten zu können. Mzoxolo Magidiwana etwa berichtet in dem Film „Miners shot down“, wie er gezwungen war seine Studienpläne aufzugeben, als sein Vater starb.

Marikana zeigt das Drama der Abbauregion überdeutlich: wo vorher ein kleines Dorf stand, müssen heute rund 20.000 Arbeiter*innen untergebracht werden. Da die Minengesellschaft – in diesem Fall war es Lonmin – es versäumte, für ausreichend Wohnraum zu sorgen, mussten sich die Arbeiter*innen selbst helfen. Mit ihren Gehältern mieteten sie sich in den Häusern ein, deren Besitzer*innen für sich selbst einfache Shacks im Hinterhof bauten, da die Vermietung häufig ihre einzige Einnahmequelle ist.

Doch auch langfristig wäre eine BIG für die Rohstoffregionen ein Zugewinn, besonders im Kampf zwischen Klimaschutz und Arbeitsplatzerhaltung. Die Kampagne „let the coal in the hole and the oil in the soil“ stößt immer wieder auf Widerstand von Seiten derjenigen, die in den Minen arbeiten. Ihre Jobs stehen auf dem Spiel. Mit einem BIG hätten sie genügend Zeit, sich anderweitig zu orientieren, sich vielleicht auch in ihren Herkunftsregionen im ländlichen Raum etwas aufzubauen. Erfahrungen aus Namibia haben gezeigt, dass die lokale Wirtschaft am meisten von einem BIG profitiert und Selbständigkeit massiv zunimmt.

Der emanzipatorische Wert eines Grundeinkommens ist viel höher als der monetäre, weshalb viele Regierungen davor zurückschrecken, sich dieses Mittels zu bedienen. Sie zeigen lieber in Zeiten wie dieser die harte Seite, prügeln auf ihre Bürger*innen lieber ein als dass sie ihnen und ihren Bedürfnissen zuhören oder speisen sie im besten Falle mit Peanuts ab, während sich ihre Funktionär*innen die großen Kuchenstücke sichern.